Für Ihre Ausstellung hat SUSANN PÖNISCH zwei zeitgenössische Realitäten gegenübergestellt, die sich beide auf unser derzeitiges Naturverständnis beziehen. Ihre andauernden Beobachtungen und Gedanken dazu führten Sie zu einer kritsich-kühlen und von allen Schnörkeln befreiten Ausstellungsidee: HUMAN NATURE
Im Hauptraum begegnen wir, auf Regalen drapierten, uniformen Zimmerpflanzen, die in Reih und Glied dastehen, wie identische Kopien. Die Einzelteile dieser zusammengesteckten Kunstblumen sind – für Susanns Arbeiten typisch – im Siebdruckverfahren doppelseitig auf dicke Pappe gedruckt, in kleinen Auflagen von 5 – 20 Stück. Sie erinnern uns daran, dass selbst Blumen und Pflanzen genormte Ware sind, auf Masse gezüchtet, für ein buchstäblich florierendes Geschäft – für den modernen Menschen – der sich zwar nach der unberührten Natur sehnt, aber bereits in manipulierten und modifizierten Pflanzen seine Befriedigung findet. Selbstverständlich sind sie käuflich. In dieser Eigenschaft unterscheiden sie sich kaum vom Menschen.
Der hintere, kleinere Raum wird von einer einzigen wandfüllenden Arbeit in Beschlag genommen. Die Szene zeigt auf sechs großformatigen Zeichnungen ein Stück Natur, dass im Herzen der Stadt, ungezähmt, wachsen darf – eine sogenannte Brachfläche. Diese unbebauten Naturräume sind oft die einzigen Orte, an denen der Wildwuchs noch sein Unwesen treiben darf. Doch weil diese Vorstellung viel zu schön ist, um wahr zu sein, hat die Künstlerin uns noch einen wirkungsvollen Stein in den Weg gelegt, in Form eines echten Bauzauns. Er hält uns auf Abstand, sperrt UNS aus, schneidet UNS ab, von dem kleinen Stückchen Natur, nach dem wir uns so verzehren. Dieser Stadt-Raum-Trenner zeigt schon an, dass das Land dahinter verkauft und verplant- und es nur eine Frage der Zeit ist, ehe die Bebauung fortschreitet.
Wir betonieren, pflastern und asphaltieren unsere Erde, kultivieren – auf Teufel komm raus – alles Natürliche. Wir sehen schon lange kein Land mehr! Wir sehen Zahlen. Und wir rechnen mit dem Schlimmsten: dem Faktor Profit.
Vernissage: Samstag, 26. November, 18 Uhr
Ausstellung: 26.11.22 – 10.01.23
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